Viel Spass 
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Flieger, gerne groß
21.06.2014 • Robust, stilvoll und teuer: Die Große Fliegeruhr von IWC ist bis an den Rand mit Technik gefüllt. Nur in der Nacht überzeugt sie nicht.
Die Fliegeruhr ist längst kein Trendthema in der Uhrenbranche mehr – sie ist ein Dauerbrenner. Maßgeblichen Anteil daran hat die Marke IWC, die in Schaffhausen ihren Stammsitz hat.Uhren für Piloten – und solche, die es gern wären – zu bauen hat Tradition bei den Deutschschweizern.
1936 bauten sie mit dem Modell Mark IX die erste Armbanduhr für die tollkühnen Männer, die ihre Zeitmesser in ihren fliegenden Kisten damals tatsächlich auch noch zur Navigation nutzten. Gute Ablesbarkeit unter allen Lichtverhältnissen war gefordert, weshalb sich hier schwarze Zifferblätter mit weißem Aufdruck durchsetzten. Ziffern, Indexe und die markanten Zeiger wurden mit Leuchtmasse belegt, damals hauptsächlich Tritium, das wegen seiner Radioaktivität aber heute nicht mehr verwendet werden darf.
Bau nach dem historischen Vorbild
Der Mark IX folgte 1940 die Große Fliegeruhr, die nach militärischen Anforderungen gebaut wurde und die Vorlage für den Zeitmesser ist, den wir hier vorstellen und der von den anglophilen Schweizern als Big Pilot verkauft wird. Nicht, weil er brandneu wäre, sondern weil er nun schon zwölf Jahre nahezu unverändert gebaut und gut verkauft wird. Da fragt man sich schon, warum. Ein Grund ist sicherlich ihr respektheischender, fast machohafter Auftritt. Mit 46 Millimeter Durchmesser macht die IWC ihrem Namen Große Fliegeruhr alle Ehre. Nicht, dass die Schaffhauser hier teure Luft in Edelstahl verpacken, die Schale ist bis an den Rand mit Technik gefüllt.
Öffnet man den Schraubboden, ist vom Uhrwerk zunächst noch nichts zu sehen, denn die IWC hat ein zusätzliches Innengehäuse aus Weicheisen. Die Kalotte mit aufgelegtem Deckel schützt das Uhrwerk vor Magnetfeldern, die den Gang negativ beeinflussen können. Solch einen Magnetfeldschutz hatte schon das historische Vorbild. Und wie bei diesem arbeitet in der modernen Fliegeruhr ein großes Werk, das auch einer Taschenuhr gut zu Gesicht stünde. Das Kaliber 51111 ist zurzeit das größte Automatikwerk der Welt. Es speichert in seinem großen Federhaus Energie für 8,5 Tage, gibt davon aber nur 168 Stunden oder sieben Tage wieder her. Deshalb reicht die Gangreserveanzeige auf dem Zifferblatt nur bis „7“.
Hervorragende Genauigkeit
Wenn deren Zeiger nun das Ende des roten Bereichs erreicht, stoppt ein speziell konstruiertes Getriebe die Uhr. So wird das ungünstigere Enddrehmoment der Zugfeder, das einen Amplitudenabfall der Unruh und damit Gangfehler bewirkt, ausgeschaltet – aber auch die Uhr. Doch so weit wird es kaum kommen, wenn sie immer wieder getragen wird.
Das beidseitig arbeitende, IWC-eigene Doppelklinken-Aufzugssystem, das von einem großen Rotor angetrieben wird, speist bei jeder Armbewegung frische Kraft ins Federhaus ein. Dieses System wurde vom einstigen IWC-Chef Albert Pellaton Ende der vierziger Jahre für die Kaliberfamilie 852 und ihre Nachfolgerinnen entwickelt. Seine Effektivität ist der Grund, weshalb es IWC bis heute in vielen seiner hauseigenen Uhrwerke einsetzt. Der Takt wird von einer Schweizer Ankerhemmung – mit Zweiarm-Unruh und Breguetspirale – vorgegeben, die mit 21 600 Halbschwingungen je Stunde oszilliert. Solchermaßen ausgestattet erreichte unsere Testuhr am Arm mit einem durchschnittlichen Vorgang von etwa einer Sekunde am Tag eine hervorragende Ganggenauigkeit.
Ablesbarkeit bei Nacht überzeugt nicht
Nicht nur diese Präzision überzeugte während unserer Bekanntschaft, auch der Tragekomfort ist für eine solche Uhr angenehm. Das Reptillederarmband ist im oberen Bereich gedoppelt und passt sich den breiten Bandanstößen an, nach unten wird es dünner und verjüngt sich leicht, was der Flexibilität zugutekommt. Eine tadellos verarbeitete Faltschließe sorgt für sicheren Sitz. Allerdings erfordern die Dimensionen dieser Uhr mitunter Kompromisse, zumindest bei Männern, die gern langärmelige Hemden mit engen Manschetten tragen. Da passt die Große Fliegeruhr nicht drunter.
Nicht überzeugend ist die Ablesbarkeit des Zifferblatts bei Nacht. Nur die Stunden- und Minutenzeiger, drei Indexe sowie die Pfeilspitze bei 12 Uhr sind mit der Leuchtmasse Superluminova belegt. Da erwartet man mehr. Denn die erste moderne Big Pilot, die 2002 vorgestellt wurde, war in der Dunkelheit deutlich besser abzulesen, und schließlich lässt einen noch der Preis gewaltig schlucken. 12 900 Euro sind für eine Stahluhr, die Zeit, Datum und Gangreserve anzeigt, schon ein erkleckliches Sümmchen.
Dafür gibt es aber einen hohen Wiedererkennungswert und dazu einen vergleichsweise guten Werterhalt. Für eine gebrauchte Big Pilot der ersten Serie, die einst für 10 000 Euro verkauft wurde, muss man heute je nach Erhaltungszustand immer noch zwischen 7500 und 9500 Euro hinlegen.
sent from my SM-T315
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Flieger, gerne groß
21.06.2014 • Robust, stilvoll und teuer: Die Große Fliegeruhr von IWC ist bis an den Rand mit Technik gefüllt. Nur in der Nacht überzeugt sie nicht.
Die Fliegeruhr ist längst kein Trendthema in der Uhrenbranche mehr – sie ist ein Dauerbrenner. Maßgeblichen Anteil daran hat die Marke IWC, die in Schaffhausen ihren Stammsitz hat.Uhren für Piloten – und solche, die es gern wären – zu bauen hat Tradition bei den Deutschschweizern.
1936 bauten sie mit dem Modell Mark IX die erste Armbanduhr für die tollkühnen Männer, die ihre Zeitmesser in ihren fliegenden Kisten damals tatsächlich auch noch zur Navigation nutzten. Gute Ablesbarkeit unter allen Lichtverhältnissen war gefordert, weshalb sich hier schwarze Zifferblätter mit weißem Aufdruck durchsetzten. Ziffern, Indexe und die markanten Zeiger wurden mit Leuchtmasse belegt, damals hauptsächlich Tritium, das wegen seiner Radioaktivität aber heute nicht mehr verwendet werden darf.
Bau nach dem historischen Vorbild
Der Mark IX folgte 1940 die Große Fliegeruhr, die nach militärischen Anforderungen gebaut wurde und die Vorlage für den Zeitmesser ist, den wir hier vorstellen und der von den anglophilen Schweizern als Big Pilot verkauft wird. Nicht, weil er brandneu wäre, sondern weil er nun schon zwölf Jahre nahezu unverändert gebaut und gut verkauft wird. Da fragt man sich schon, warum. Ein Grund ist sicherlich ihr respektheischender, fast machohafter Auftritt. Mit 46 Millimeter Durchmesser macht die IWC ihrem Namen Große Fliegeruhr alle Ehre. Nicht, dass die Schaffhauser hier teure Luft in Edelstahl verpacken, die Schale ist bis an den Rand mit Technik gefüllt.
Öffnet man den Schraubboden, ist vom Uhrwerk zunächst noch nichts zu sehen, denn die IWC hat ein zusätzliches Innengehäuse aus Weicheisen. Die Kalotte mit aufgelegtem Deckel schützt das Uhrwerk vor Magnetfeldern, die den Gang negativ beeinflussen können. Solch einen Magnetfeldschutz hatte schon das historische Vorbild. Und wie bei diesem arbeitet in der modernen Fliegeruhr ein großes Werk, das auch einer Taschenuhr gut zu Gesicht stünde. Das Kaliber 51111 ist zurzeit das größte Automatikwerk der Welt. Es speichert in seinem großen Federhaus Energie für 8,5 Tage, gibt davon aber nur 168 Stunden oder sieben Tage wieder her. Deshalb reicht die Gangreserveanzeige auf dem Zifferblatt nur bis „7“.
Hervorragende Genauigkeit
Wenn deren Zeiger nun das Ende des roten Bereichs erreicht, stoppt ein speziell konstruiertes Getriebe die Uhr. So wird das ungünstigere Enddrehmoment der Zugfeder, das einen Amplitudenabfall der Unruh und damit Gangfehler bewirkt, ausgeschaltet – aber auch die Uhr. Doch so weit wird es kaum kommen, wenn sie immer wieder getragen wird.
Das beidseitig arbeitende, IWC-eigene Doppelklinken-Aufzugssystem, das von einem großen Rotor angetrieben wird, speist bei jeder Armbewegung frische Kraft ins Federhaus ein. Dieses System wurde vom einstigen IWC-Chef Albert Pellaton Ende der vierziger Jahre für die Kaliberfamilie 852 und ihre Nachfolgerinnen entwickelt. Seine Effektivität ist der Grund, weshalb es IWC bis heute in vielen seiner hauseigenen Uhrwerke einsetzt. Der Takt wird von einer Schweizer Ankerhemmung – mit Zweiarm-Unruh und Breguetspirale – vorgegeben, die mit 21 600 Halbschwingungen je Stunde oszilliert. Solchermaßen ausgestattet erreichte unsere Testuhr am Arm mit einem durchschnittlichen Vorgang von etwa einer Sekunde am Tag eine hervorragende Ganggenauigkeit.
Ablesbarkeit bei Nacht überzeugt nicht
Nicht nur diese Präzision überzeugte während unserer Bekanntschaft, auch der Tragekomfort ist für eine solche Uhr angenehm. Das Reptillederarmband ist im oberen Bereich gedoppelt und passt sich den breiten Bandanstößen an, nach unten wird es dünner und verjüngt sich leicht, was der Flexibilität zugutekommt. Eine tadellos verarbeitete Faltschließe sorgt für sicheren Sitz. Allerdings erfordern die Dimensionen dieser Uhr mitunter Kompromisse, zumindest bei Männern, die gern langärmelige Hemden mit engen Manschetten tragen. Da passt die Große Fliegeruhr nicht drunter.
Nicht überzeugend ist die Ablesbarkeit des Zifferblatts bei Nacht. Nur die Stunden- und Minutenzeiger, drei Indexe sowie die Pfeilspitze bei 12 Uhr sind mit der Leuchtmasse Superluminova belegt. Da erwartet man mehr. Denn die erste moderne Big Pilot, die 2002 vorgestellt wurde, war in der Dunkelheit deutlich besser abzulesen, und schließlich lässt einen noch der Preis gewaltig schlucken. 12 900 Euro sind für eine Stahluhr, die Zeit, Datum und Gangreserve anzeigt, schon ein erkleckliches Sümmchen.
Dafür gibt es aber einen hohen Wiedererkennungswert und dazu einen vergleichsweise guten Werterhalt. Für eine gebrauchte Big Pilot der ersten Serie, die einst für 10 000 Euro verkauft wurde, muss man heute je nach Erhaltungszustand immer noch zwischen 7500 und 9500 Euro hinlegen.
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